Das Erste Londoner Bekenntnis

Wer heute im Gottesdienst war, hat nicht nur von der Verhaftung des Petrus und des Johannes in Apostelgeschichte Kapitel 4 gehört. Er hat auch gehört, wie auf den Tag genau vor 371 Jahren zwei andere Männer verhaftet wurden, weil sie ebenfalls für ihren Glauben eingestanden sind, weil sie es gewagt hatten, ein christliches, reformiertes, taufgesinntes Glaubensbekenntnis herauszugeben.

Es war eine Zeit geistlichen Aufbruchs und Umbruchs, in der auch die Frage geklärt werden musste, ob es Christen künftig gestattet sein sollte, sich neben der Staatskirche auch in Freikirchen zusammenzuschließen und ob es zulässig ist, statt der Taufe unmündiger Kinder die Taufe der Gläubiggewordenen nach biblischem Vorbild zu praktizieren. In dieser Situation veröffentlichten Vertreter von sieben Londoner reformierten Freikirchen 1646 erneut eine überarbeitete Fassung ihres bereits etwas über ein Jahr zuvor, also 1644, erstellten Glaubensbekenntnisses. Daneben unterzeichneten auch Vertreter einer französischsprachigen Exilgemeinde.

Sie wollten in der zweiten Auflage dieses sogenannten Ersten Londoner Bekenntnisses betonen, was sie mit allen anderen Nachfolgern Jesu verbindet, und dabei nicht verleugnen, an welchen Stellen sie nach ihrem Bibelverständnis eine andere Sicht als die Staatskirche hatten. Ein Exemplar reichten sie — frisch aus der Druckerpresse — am Dienstag, dem 29. Januar 1646, beim Parlament ein. Direkt am folgenden Tag beschloss dieses (also das englische Unterhaus), die zwei Presbyter, die das Buch eingereicht hatten, Benjamin Cox und Samuel Richardson, verhaften und verhören zu lassen. Unter anderem sollten sie befragt werden, in wessen Auftrag und Vollmacht sie den Druck veranlasst hatten. Auch dies eine interessante Parallele zu der Geschichte von Petrus und Johannes.

Die Begebenheit ist in den britischen Parlamentsprotokollen nachzulesen.

Das Parlament fasste noch einen weiteren Beschluss: Die bereits gedruckten Bekenntnisse sollten eingezogen und so unterdrückt werden. Ob konsequent versucht wurde, diese Entscheidung umzusetzen, ist unbekannt. Jedenfalls blieben Exemplare des Buches erhalten, und viele Gemeinden, die sich in der geistlichen Tradition dieser Kirchen sehen, haben es noch heute als Bekenntnisschrift, also als Zusammenfassung biblischer Lehre und zur Darlegung ihrer gemeindlichen Praxis.

Wir auch.

Wir haben es, zusammen mit anderen Texten, in unserem Downloadbereich veröffentlicht (Update: auf der eigens für das Bekenntnis eingerichteten Webseite). Von ganzem Herzen wünschen wir ein gesegnetes Studium der dort dargelegten biblischen Wahrheiten!

Eine persönliche Anmerkung noch:
Bei der Vorbereitung der heutigen Predigt fand ich schon sehr erfreulich, dass die öffentliche Bekanntgabe der Annahme des Bekenntnisses an dem Sonntag erfolgte, an dem in unserer fortlaufenden Predigtreihe zur Apostelgeschichte planmäßig die Verhaftung und Befragung von Petrus und Johannes behandelt wurde.
Erst bei letzter Durchsicht meiner Unterlagen am Samstag fiel mir auf, dass diese Predigt gleichzeitig auf den Jahrestag der Verhaftung von Cox und Richardson fiel.
Dieses Zusammentreffen ist wirklich sehr symbolträchtig und begeistert mich geradezu!
(Bernhard U. Hermes)

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